#389 Wertschätzung in der Personalarbeit
Personalarbeit kann mit viel Stress verbunden sein. Die oft geforderte Wertschätzung kommt hier oft zu kurz. Wie kann jene stets nicht nur gefordert, sondern auch gelebt werden?
Myrna Stuckert und Anke Fröchling nahmen sich dem Thema an. Beide sind praxiserprobte Expertinnen mit einschlägiger, internationaler Führungserfahrung.
Myrna Stuckert stellt sich im Interview den Fragen von Niels Brabandt und präsentiert praxisnahe Lösungen.
Das Interview finden Sie im dieswöchigen Podcast: Apple Podcasts / Spotify
(siehe unten für das Transkript)
—-
Ihnen ist sehr gute Führungsarbeit wichtig?
Lassen Sie uns reden: NB@NB-Networks.com
Kontakt: Niels Brabandt auf LinkedIn
Website: www.NB-Networks.biz
Niels Brabandt ist Experte für Nachhaltige Führung mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in Praxis und Wissenschaft.
Niels Brabandt: Professional Training, Speaking, Coaching, Consulting, Mentoring, Project & Interim Management. Event Host, MC, Moderator.
—- Podcast Transkript —-
Niels Brabandt
Eventuell haben Sie schon mal gehört, dass vielleicht in der Personalarbeit nicht alles so wertschätzend abläuft, wie's ablaufen sollte. Sollte HR da nicht Vorbild sein, denken sich jetzt einige oder vielleicht liegt's auch generell an der Führungskultur. Und da haben wir ganz viele Fragen und die Frage ist, ist es möglich, wertschätzende Kommunikation der Personalarbeit jederzeit auch wirklich zu gewährleisten mit allem, was derzeit so anfällt? Und das wollen wir heute mal beleuchten. Wir haben heute Myrna Stuckert bei uns. Das ist die Autorin des Buches wertschätzende Kommunikation der Personalarbeit. Herzlich willkommen, Myrna Stuckert. Ja. Ja, vielen Dank.
Willkommen, Werner Stuckert.
Myrna Stuckert
Ja. Ja, vielen Dank. Ja, ich habe das Buch wertschätzend Kommunikation in der Personalarbeit mit einer alten Schulfreundin Anke Fröschling zusammengeschrieben, weil uns dieses Thema sehr am Herzen liegt. Ich bin Personalexpertin, war jahrelang Personalleiterin von namhaften Unternehmen und meine Freundin Anke Fröling ist Schreibcoach und Sachbuchautorin. Und wir haben gemeinsam dieses Buch geschrieben, weil wir gerne möchten, dass die Personalverantwortlichen eine wertschätzende Schreib- und Gesprächskultur im Unternehmen etablieren.
Niels Brabandt
Ja. Wenn wir jetzt mal schauen, Du hast ja schon selber gesagt, Du, also es geht hier nicht nur darum, dass Du das Thema irgendwie aufgegriffen Du lebst ja auch das, was Du selber bei dir entsprechend auch im Lebenslauf stehen hast. Du warst lange auch in Großbritannien tätig, international tätig, am Ende bei Mont Blanc global für alles, ist 'n Riesenkonzern, für alles an Personal dort eben zuständig und verantwortlich. Eine typische Aussage, die Du vielleicht hörst, wo Leute sagen werden, ach wissen Sie was, Frau Stuckert, wir haben so viel Stress ab und zu. Man hat nicht immer 'n guten Tag, da rutscht einem auch mal was raus. Was sagst Du zu solchen Aussagen?
Myrna Stuckert
Ja, das passiert natürlich und wir sind ja alle nur menschlich, ja. Aber wichtig ist, dass dass die grundsätzliche Haltung positiv ist, denn wir haben hier den Fachkräftemangel und wir müssen gute Leute finden, dann aber auch halten und motivieren, bei uns zu bleiben. Mhm. Und früher war's so, da ging man zu einem unter anderem Unternehmen, weil man vielleicht mehr Geld dort verdiente. Da sind jetzt die Faktoren ganz anders. Und Wertschätzung ist ein großer Punkt, der immer wieder auftaucht, wenn es bei Analysen darum geht, warum gehen Mitarbeiter zu einem Unternehmen? Und daher darf das gar nicht mehr fehlen bei uns.
Niels Brabandt
Ja, wenn jetzt Leute sagen und das ist ja auch eine Sache, die oft mit reinkommt, wir sind ja nicht alle gleich. Wir haben alle unterschiedliche Persönlichkeiten. Ich selber bin aufgewachsen in, also ich bin geboren in Hamburg, aber dann in einem eher ländlichen Bereich aufgewachsen. Da möcht ich jetzt kein Blatt vor den Mund nehmen, da man relativ geradeaus aufgewachsen, wenns Kommunikation geht. Ist es tatsächlich möglich, würdest Du sagen, für jeden Persönlichkeitstyp wertschätzend zu bleiben? Weil vielleicht sagen ja auch einige, ich find das schon wertschätzend, das kommt nur bei anderen falsch an.
Myrna Stuckert
Mhm. Ja, meine Großmutter hat früher mal gesagt, ja, behandler andere so, wie Du gern behandelt werden willst. Und das hab ich lange Zeit auch gemacht, habe aber gemerkt, dass das nicht immer passt.
Weil eigentlich soll man Leute so behandeln, wie sie behandelt werden wollen. Da gehen wir auch auf dem Buch drauf ein, auf die unterschiedlichen Persönlichkeiten und dass man mit jedem anders kommunizieren muss. Und das ist die Kunst der Kommunikation, sich auf dem Gegenüber einzustellen und zu sagen, okay, das ist vielleicht jemand, der es direkter, der es lieber Direkte hat oder muss man es vielleicht einen Kritikpunkt mehr durch die Blume sagen, ja? Mhm. Das kommt wirklich immer drauf an, wie die Persönlichkeit ist und da zeigt sich auch wieder, Führungskräfte müssen Interesse an ihren Mitarbeitern haben männlich, damit sie wissen, was für eine Persönlichkeit ist die diese Person und so kann ich mich dann darauf einstellen.
Niels Brabandt
Mhm. Jetzt gehen wir mal in die Praxis direkt zu den Situationen, wo's 'n bisschen haarig wird. Nehmen wir mal 'n Beispiel, im Projekt läuft was nicht gut. Führungskraft muss dann eventuell auch noch mal die Personalstellung mit hinzuziehen. Es soll 'n Kritikgespräch geben. Und im Kritikgespräch werden vielleicht auch Dinge festgestellt, die eventuell mal 'n Eintrag in die Personalakte finden. Ist das nicht sone Situation, wo man sagt, das ist die Grenze, wo's nachher mit Wertschätzung eventuell gar nicht mehr funktionieren kann?
Oder wie siehst Du das?
Myrna Stuckert
Überhaupt nicht. Also Wertschätzung kann auch bei der Trennung von Mitarbeitern auch bei einer Abmahnung, sagen wir, stattfinden, ja. Weil es kommt wirklich drauf an, wie man kommuniziert. Also das Erste ist zum Beispiel, geh ich gleich da voran und sage, ich bewerte eine bestimmte Situation oder beschreibe ich sie nur, ja? Bewertung ist etwas, wie wir die Situation empfunden haben. Aber wenn wir nur beobachten, kann eigentlich gar gar keiner kritisch da rangehen, sondern dann sagt man, das und das ist passiert. Und dann geht man auf sich selber, was macht es mit einem?
Nämlich ich war deswegen wütend und weil wir vielleicht einen großen Verlust jetzt im Unternehmen durch seine Handlung bekommen haben und deswegen muss sich da etwas ändern. Man muss das auch sehr klar und deutlich sagen, aber man kann es wertschätzend sagen, indem man nicht die Person angreift, sondern nur das Verhalten beschreibt und wie man eine bessere, ein besseres Verhalten sich wünscht.
Niels Brabandt
Mhm. Das heißt, Du sagst, selbst bei Kündigungen von Mitarbeitenden ist die Wertschätzung immer noch immer noch im implementierbar.
Myrna Stuckert
Ja, also das hab ich selber auch ganz ehrlich gespürt bei Mont Blanc. Ich hab für mich immer gesagt, ein Trennungsprozess ist für keine Seiten schön,
Niels Brabandt
ja.
Myrna Stuckert
Ich hab auch nicht gerne Trennungsgespräche geführt, aber für mich war's immer wichtig, denjenigen auf der Straße, wenn ich den später wiedersehe, noch in die Augen zu sehen. Und deswegen war es so, dass ich immer gesagt habe, Trennungsgespräche müssen fair ablaufen, ja, für beide Seiten. Und wenn man dort ein bestimmtes Vertrauensverhältnis aufgebaut hat und mit dem Mitarbeiter dann auch sehr klar erklärt, warum er nicht die richtige Person für unser Unternehmen oder diese Position ist, dann versteht derjenige das auch. Und ganz ehrlich, wir haben auch einige Leute gehabt, die gesagt haben, ja, jetzt, wo ich raus bin, bin ich so froh, weil ich merke, dass der Job einfach auch nicht der Richtige für mich war.
Niels Brabandt
Mhm.
Myrna Stuckert
Und es ist wirklich die Art und Weise, wie man jemanden anspricht. Und für mich ist es sehr, sehr wichtig, klar darzustellen, dass man nicht eine Person angreift, sondern dass man ein bestimmtes Verhalten eben erklärt und sagt, dass das eben nicht das Richtige ist.
Niels Brabandt
Mhm. Nehmen wir jetzt mal folgenden Fall hierzu an, dass man sagt, man geht wertschätzend dran, aber die andere Seite sieht das halt überhaupt nicht so. Also die andere Seite in der Antwort wird persönlich angreifen, das nicht nur einmal, nicht zweimal, sondern auch öfter. Mhm. Gibt's da 'n Punkt, wo Du irgendwann sagst, hier können wir eine Linie ziehen, da müssen wir auch nicht mehr wertschätzen werden?
Oder wie ist dein Umgang? Weil es wird ja mit Sicherheit auch bei dir Trennungsgespräche gegeben haben, wo Leute es eben nicht so gesehen haben wie Du.
Myrna Stuckert
Ja. Also es gibt ja unterschiedliche Reaktionen und eine Reaktion ist natürlich die Aggression, ja. Dass derjenige manchmal, also bei mir ist das noch nicht passiert, aber auch handgreiflich werden kann. Da muss man natürlich 'n ganz klaren Strich ziehen. Und wenn es, wenn der andere ja in seinen Emotionen so gefangen ist, dass er so aggressiv wird, dann muss man einfach auch sagen, so, jetzt stoppen wir hier das Gespräch. Und das ist jetzt die Situation, hier ist die Kündigung. Und wir reden aber in zwei Tagen noch mal miteinander, ja. Mhm. Also man darf sich darf auch natürlich sagen, irgendwo ist auch hier ein Punkt gegeben.
Auf der anderen Seite lernt man natürlich auch, ruhig zu bleiben und zu sagen, man versteht den anderen ja auch. Er, eine Kündigung ist nie schön, ja, aber dass man emotional reagiert, ist eben typbedingt. Manche werden auch ganz still. Die sagen dann gar nichts mehr, ja. Und aber wenn jemand so aggressiv ist, ich bleib immer ruhig, ich bleib wertschätzend. Und manchmal passiert es dann, dass derjenige so sagt, Mensch, warum reagierst Du jetzt eigentlich nicht? Sag ich ja, es bringt ja nichts.
Wir wollen ja hier diese Situation für jeden, für uns beide so eine Lösung finden, dass wir auseinandergehen können. Und das kann man eigentlich nur, wenn die Emotionen vielleicht nicht da große, eine große Rolle spielen, sondern wenn man einfach sehr objektiv dabei bleibt.
Niels Brabandt
Sehr spannend. Wenn ihr solltet das Buch lesen und dann sagen, Mensch, ich les das Buch, da sind viele tolle Tipps drin. Die Leute möchten ja möglichst immer direkt was in die Praxis mitnehmen und möglichst ohne noch 'n zweites Mal das gesamte Buch durchgehen zu müssen. Am liebsten hätten sie direkt eine Checkliste.
Wie ist denn das? Wie schaffen das Leute, wenn sie jetzt sagen, hey, ich kauf mir euer Buch? Wie schaffen die das, dass Sie das Ganze dann auch in Ihre Realität mitnehmen können?
Myrna Stuckert
Ja. Also wir haben das Buch eigentlich in zwei Teile geteilt. Der erste Teil ist so theoretische kommunikationspsychologische Modelle und das Zweite ist der Transfer. Wenn jemand also zum Beispiel auch nur im Bereich Personalbeschaffung ist, da kann er auch eben nur den einen Teil lesen. Und was wir gemacht haben, ist, wir haben sehr viele Beispiele eben auch genannt und haben Grafiken, Checklisten reingenommen. Und der Haufe Verlag bietet das sogenannte my Book plus. Das heißt, da ist dann da kann man reingehen und dann kann man sich digital ganz viele Checklisten und Grafiken und sagen wir, auch Verträge et cetera ausdrucken oder runterladen.
Also so geht es eigentlich sehr einfach und das ist immer notiert, was in diesem my Book plus drin ist. Das heißt, dann kann man sagen, okay, hier ist jetzt eine Checkliste, da weiß ich, da geh ich da rein, zack, einmal QR Code und dann bin ich bei meiner Checkliste. Und dann kann man gleich die die Sache umsetzen.
Niels Brabandt
Perfekt. Wenn Du jetzt sagen würdest, oder nehm jetzt mal Folgendes an, Leute hören unseren Podcast und sagen, Mensch, da möcht ich was machen. Das Buch kauf ich mir auf jeden Fall schon mal. Die Leute möchten aber am liebsten jetzt, wo sie das grade hören, schon mal anfangen mit den ersten drei, vier Punkten vielleicht. Und vor allen Dingen möcht ich dir sagen, wo wo soll ich anfangen? Ist vielleicht doch sehr, sehr viel auf einmal. Was sind aus deiner Erfahrung aus Mörner Stuckert so Top drei Tipps, wenn Leute sagen, bisher läuft's bei uns doch vielleicht nicht so rund und wir wollen in Richtung Wertschätzung mehr gehen?
Deine Top drei Tipps, das Interview hier abzurunden.
Myrna Stuckert
Erstens Vorbild sein. Das heißt, selber wertschätzend mit Mitarbeitern umgehen. Zweitens, Führungskräfte anleiten, wie sie wertschätzendes Feedback an Mitarbeiter geben können. Drittens, Wertschätzung auch in bei Trennungsgesprächen führen, weil wenn man das nicht macht, dann bekommt man schlechtes Personalmarketing und deswegen wären das meine drei Tipps, Nils.
Niels Brabandt
Perfekt. Das Buch wertschätzende Kommunikation in der Personalarbeit, eine empathische und respektvolle Schreib- und Gesprächskultur im Unternehmen gestalten ist jetzt bereits verfügbar, ist nämlich schon am vierten Oktober im Bauverlag erschienen. Also jetzt bereits erschienen ist erschienen von Mirna Stuckert und Anke Fröchtrigen, die haben das geschrieben. Eine große Empfehlung von mir, denn seien wir mal ehrlich, ganz oft wird von Wertschätzung gesprochen, aber und das wissen wir auch alle, es wird eben nicht so oft gelebt, wie es von vielen dann doch behauptet wird. Und daran können wir jetzt arbeiten. Zum Schluss ist nicht Herr Bus, bleibt mir da, noch wenig zu sagen. Myrna, vielen Dank für deine Zeit.
Myrna Stuckert
Vielen Dank, Nils, dass ich hier sein durfte.